1.14. Weiterentwicklung - IPng
1.14.1. Motivation
Die Entwicklung das IP-Protokolls und damit die Entscheidung
für 32-Bit-Adressen liegt mittlerweile etwa 20 Jahre zurück.
Eine Untersuchung ergab, daß Ende 1995
etwa 8.000.000 Rechner Bestandteil des Internet waren.
Die Steigerung in den Jahren
zuvor lag bei etwa 100 % pro Jahr (d.h. Verdoppelung in jedem Jahr).
Mit 32-Bit-Adressen lassen sich etwa 4.000.000.000 Endsysteme
adressieren.
Wenn die bisherigen Steigerungsraten weitergehen,
dann würde der Adreßraum ca. im Jahre 2004 erschöpft sein:
8.000.000 × 2(2004-1995) = 8.000.000 × 29 =
4.096.000.000
Zusätzlich muß man noch in Betracht ziehen, daß die Adreßvergabe
keine "hundertprozentige" Ausnutzung des Adreßraums zuläßt.
Nach bisherigen Erfahrungen werden drei- bis viermal soviel Adressen
reserviert, wie dann tatsächlich genutzt werden.
Zwei Entwicklungen lassen die Aussichten nicht ganz so dramatisch
erscheinen:
-
Ein großer Teil des Zuwachses erfolgt im Einwahlbereich, wo
nicht jedem Kunden seine eigene, sondern
jeweils dynamisch eine IP-Adresse aus einem Adreßpool zugeteilt wird.
-
Zunehmend werden Intranets geschaffen, die mit dem weltweiten
Internet nicht direkt verbunden sind und je nach Technik der Übergänge
evtl. auch keinen weltweit eindeutigen Adreßraum "verbrauchen".
Beide Entwicklungen führten dazu, daß die Zahl der direkt über IP
erreichbaren Rechner gegenwärtig bei etwa 1.000.000 stagniert.
Trotzdem machte sich eine Arbeitsgruppe der IETF (Internet Engineering
Task Force) seit etwa 1991 Gedanken über eine Weiterentwicklung
des IP-Protokolls, weil neben dem Adreßraumproblem noch einige weitere
Verbesserungswünsche aufgetaucht waren.
Von 1992 bis 1995 wurden Vorschläge gemacht und näher untersucht.
Die wesentlichen Kandidaten waren:
- TUBA (TCP and UDP over Bigger Addresses), dessen Kern der Ersatz von
IP durch das aus der ISO-Standardisierung stammende Protokoll CLNP
(ConnectionLess Network Protocol) war. Die ISO/OSI-Protokolle (Open
Systems Interconnection) wurden bis Anfang der neunziger Jahre noch als
"Nachfolger" der Internet-Technologie gehandelt. CLNP ließ eine Adreßlänge von
bis zu 20 Oktets (d.h. 160 Bit) zu.
- CATNIP (Common ArchiTecture for the Next IP), wobei der Kerngedanke
darin bestand, ein "gemeinsames" Paketformat festzulegen, das das bisherige
IP, CLNP und Novells IPX vereint.
- SIPP (Simple IP Plus) mit weitgehender Erhaltung der Einfachheit und
Effizienz des bisherigen IP-Protokolls, aber einer Erweiterung auf
64-Bit-Adressen und flexibleren Routing-Möglichkeiten.
Durchgesetzt hat sich schließlich der dritte Vorschlag, wobei die
Adreßlänge letztendlich auf 128 Bit festgelegt wurde.
Da die neue IP-Version die Versionsnummer 6 erhalten hat,
bezeichnet man sie als IPv6 bzw. IPng (IP next generation).
© Uwe Hübner, 15.4.1998